Der offengelegte Teilregionalplan Wind des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein zeigt, dass in unserer windschwachen Region, trotz nach wie vor fehlender Speichermöglichkeiten, Windkraftwerke inmitten der Natur und im Wald und in bis zu 750 m Entfernung zu Wohngebieten (in kleinen Siedlungen noch näher) ermöglicht werden sollen. Die Gesamtfläche in Malsch, Gaggenau-Mittelberg und Ettlingen beträgt 397 ha, was einer Größe von 556 Fußballfeldern entspricht. Zuwege und Stromleitungstrassen sind darin noch nicht enthalten. Da der Regionalverband seine Flächen neuerdings so plant, dass der Mast der Anlage direkt an der Grenze stehen darf, vergrößern sich die Gebiete durch die darüber herausragenden Rotoren zusätzlich.
Die Vorranggebiete an der Schwarzwaldhangkante von Malsch bis Ettlingen führen zu einer über 12 km langen Aneinanderreihung von Windkraftanlagen, wobei moderne Anlagen 300 m und höher sind. Die Planungen für Windkraft erstrecken sich weiter über die Rheinebene, den Kraichgau und den Schwarzwald. Wenn sich die heutigen Planungen des Regionalverbands in Zukunft in der Realität niederschlagen, dann werden wir auf Windkraftanlagen schauen, wohin wir auch blicken. Schwertransportfähige Zufahrtswege und Kranaufstellflächen werden den Wald zerschneiden. Diese Freiflächen werden zur Erwärmung und Austrocknung der Umgebung führen und den ohnehin durch die Klimaerwärmung vorgeschädigten Wald weiter schädigen. Damit verliert der Wald seine Funktion als wertvoller natürlicher CO2- und Wasserspeicher ganz oder zumindest teilweise. Der durch Windkraftanlagen ausgelöste Lärm, Schall und die Vibration können Gesundheits- und Stressreaktionen bei Menschen und Tieren auslösen. Wir finden, dass der Schutz von Mensch, Wald und Natur an erster Stelle stehen sollte.
Die Naturzerstörung, die Windkraftanlagen gerade in unseren Wäldern verursachen, steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag. Wir leben in einer windschwachen Umgebung und ein nennenswerter Windertrag ist nicht zu erwarten. Die Anlagen in Straubenhardt haben seit der Übernahme 2019 bis 2021 einen Verlustvortrag von fast 4 Millionen Euro „erwirtschaftet“ (Quelle: www.unternehmensregister.de zu KMW Windpark Straubenhardt GmbH & KG) – und das, obwohl die Windprognosen gut waren. Dennoch veröffentlichen die Betreiber alljährlich fragwürdige Erfolgsmeldungen in der Presse.
Grundstückseigentümern werden in der Planungsphase hohe Pachtverträge versprochen, die sich danach nicht realisieren lassen und von übernehmenden Betreibergesellschaften neu verhandelt werden. Während beispielsweise der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Gernsbach und Mitglied in der Verbandsversammlung des Regionalverbandes, kürzlich im Gemeinderat Gernsbach von 200.000 bis 400.000 Euro pro Windrad und Jahr gesprochen hat (siehe BNN vom 24.02.2024), lagen die Zahlungen laut Pressebericht in Straubenhardt zuletzt bei 22.500 Euro pro Jahr (siehe BNN vom 21.09.2023). Eine Überprüfung der tatsächlichen Pachtzahlungen ist nicht möglich, da die KMW Windpark Straubenhardt im zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss die sonst üblicherweise angegebenen Dauerschuldverhältnisse nicht aufführt.
Wir sind der Meinung, dass die erneuerbaren Energien technologieoffen ausgebaut werden sollen. Eine ausreichende und bezahlbare Speicherlösung ist für Windkraft mittelfristig immer noch nicht in Sicht. Windenergie ist daher nicht in der Lage, uns sicher mit Energie versorgen zu können. Trotzdem wird gerade die Windkraft auf vielen Ebenen besonders gefördert. So ist die Vergütung für eine Kilowattstunde nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) umso höher, je weniger der Wind weht. Die Bundesregierung hat beschlossen, dass Windkraftanlagen der öffentlichen Sicherheit dienen, und das Land Baden-Württemberg fordert nun von seinen Regionen eine pauschale Fläche für Windkraft ein – unabhängig davon, welche Potentiale für erneuerbare Energien die Regionen vorweisen können. Wir fragen uns, ob unser Regionalverband es anstandslos hinnehmen muss, wenn seine Windkraftplanungen ergeben, dass unberührte Gebiete im Wald, der Nordschwarzwald oder der Kraichgau zu einer großflächigen Industriezone werden.
Wir setzen uns seit mehr als einem Jahrzehnt für den Erhalt unserer Natur, unseres Waldes und gegen deren sinnlose Zerstörung durch Windkraftanlagen ein. Über die Jahre haben wir zahlreiche Artendokumentationen angefertigt und den Behörden eingereicht. Diese werden von uns gegenwärtig fortgeführt. Gutachten unserer Gemeinden bestätigen diese Dokumentationen. Diese dürfen nicht unbeachtet bleiben.
Im Oktober 2023 gab es bereits eine erste „freiwillige und informelle“ Öffentlichkeits- Beteiligung zu den Windkraftplanungen des Regionalverbandes. De Facto wurden die Einwendungen der Bevölkerung und der Bürgerinitiativen lediglich gehört. Die vom Regionalverband verbreitete Information, es hätte Rückmeldungen an die Bürgerinitiativen gegeben, können wir nicht bestätigen.
Ab 12. Februar 2024 begann nun die offizielle, rechtlich gebotene Beteiligung der Öffentlichkeit. Während der Gemeinde und Verbänden eine Frist von drei Monaten eingeräumt werden, hat die Bevölkerung nur bis zum 15. März die Möglichkeit, ihre Bedenken und Einsprüche vorzutragen. Dies ist über die Homepage des Regionalverbandes online möglich: https://rvmo.raumordnung-online.de/. Wir haben Mustereinsprüche erstellt, die über unsere Homepages abgerufen werden können. Wir hoffen, dass viele Bürger und Bürgerinnen diese Möglichkeit der Einflussnahme nutzen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unseren Homepages:
Freiolsheim: www.rtw-freiolsheim.de
Ettlingen: www.gegenwindettlingen.wordpress.com