An den Regionalverband Mittlerer Oberrhein
Baumeisterstr. 2
76137 Karlsruhe
Sehr geehrter Herr Dr. Proske,
mit der gegenwärtigen Planung von Vorranggebieten für potenzielle Windkraftanlagen in und um Malsch bin ich aus den nachfolgend genannten Gründen nicht einverstanden.
Die Vorranggebiete Wulzenkopf, Erlenhag, Hohlberg, Sulzberg und Mittelberg befinden sich vollständig im Wald. Hier entstehen durch die Errichtung von Windkraftanlagen und die notwendigen Rodungen Hitzeinseln, welche zu einer Veränderung des Mikroklimas führen und damit zusätzlichen Schaden an unseren hitzegeplagten Bäumen anrichten. Zudem speichert unser Wald große Mengen an CO2 und Wasser, und wirkt so dem Klimawandel entgegen. Die Lotharflächen am Bergwald sind inzwischen mit 25-jährigen Bäumen bewachsen und somit gerade in ihrer Hauptwachstums- und CO2-Speicherphase. Sie sollten deshalb als wichtiger Kohlenstoffspeicher geschützt werden.
Die Vorranggebiete Wulzenkopf, Erlenhag, Hohlberg, Sulzberg und Kreuzelberg in
Ettlingen führen zu einer fast 10 km lange Aneinanderreihung von Windkraftanlagen
entlang des Bergkammes. Auf der Höhe ziehen sich die Gebiete um weitere
5 km über Mittelberg bis zum Metzlinschwander Hof. Durch weitere Gebiete von
den Malscher Neubrunnenäckern bis Durmersheim und bei Muggensturm kommen
weitere Anlagen hinzu. Die Sichtbelastungen erreichen somit bis zu 270 Grad. Die
bis zu 300 m hohen Anlagen führen durch den Standort auf den Bergkuppen zu einer
verstärkt optischen Bedrängung. Dabei liegen die Spitzen der Rotorfl ügen über
500 m über dem Kirchturm von Malsch! Von den Anlagen ausgehender Lärm,
Schattenwurf und nächtliches Warnfeuer kann krank machen.
Durch die großen Fundamente und planierte Zuwegungen wird Waldboden zerstört
und versiegelt und kann so seine Pufferfunktion für den Hochwasserschutz
in Malsch nicht mehr wahrnehmen. In den Vorrangflächen liegen Quellgebiete,
so der Graibrunnen im Vorranggebiet Sulzberg oder das Quellgebiet des Tannelgrabens im Erlenhag. Solche Gebiete sind wichtig für die Bergwasserspeicher des Sulzbergs, Hohlbergs und Wulzenkopfs. Die Windkraftanlagen mit ihren schweren Fundamenten plus der hohen Eigenlasten werden die Quellschüttungen der Sulzbacher Quelle, der Lochmühlenquelle, des Kaufmannsbrunnen und der Stockbrunnen-Quelle schwer beeinträchtigen. Diese Quellen werden jedoch für die Trinkwasserversorgung von Malsch zwingend benötigt.
Die Vorranggebiete in unserem ruhigen, schönen, kühlen Bergwald werden nicht nur von uns, sondern überregional zur Naherholung genutzt. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird unserem höher gelegenen Wald eine noch stärkere Bedeutung für die Erholung zukommen. Die Temperatur-unterschiede zwischen Wald und Stadt können bis zu über 10 °C betragen, zwischen Wald- und Freiflächen im Grünen liegen die Unterschiede bei rund 4°C. Die zahlreichen Nordic-Walking-Routen, der Aussichtspunkt Malschauen, der Richard-Massinger-Weg, der neue „Weitblick“- Wanderweg um Völkersbach, die Weiler Rimmelsbacher Hof und Mittelberg sowie viele weitere herrliche Waldwege werden viel genutzt und sind beliebte Ausflugsziele.
In den Vorranggebieten Wulzenkopf, Erlenhag, Hohlberg, Sulzberg und Mittelberg
bestehen große Konflikte mit dem Artenschutz. Über den Bergwald fliegen
geschützte Vogelarten wie Schwarzstorch, Wanderfalke, Rotmilan, Uhu und viele
andere. Nicht wenige brüten hier. Während der Zugzeit nutzen gerade Greifvögel
die Thermik des Bergwaldes und eine der Hauptzugrouten Richtung Südwesten
führt entlang des Wulzenkopfes. Unsere naturnahen Wälder sind außerdem
Lebensraum für geschützte Fledermäuse und Amphibien wie den Feuersalamander.
Dies alles ist mittlerweile gut dokumentiert und nachweisbar.